![]() 根付 ・ NETSUKE Netsuke sind winzige geschnitzte Figuren, die mit einem Sagemono (wörtlich »Ding zum Mitnehmen«) wie etwa einer mehrteiligen Dose aus Holz oder Horn (Inrō) meistens von Männern am Gürtel des Kimonos (Obi) getragen wurden. An einer unter dem Obi durchgezogenen Kordel hielten sie das Inrō elegant und sicher fest. Anders gesagt: Netsuke waren ein nicht nur zierliches, sondern vor allem nützliches Schmuckstück. Übrigens wurden in den je nach Ansehen der Person mehr oder weniger reich verzierten Inrō Siegel und Siegelpaste, Arzneien, Tabak, Räucherwerk und dergleichen Dinge des täglichen Lebens aufbewahrt. Die Kunst der Netsukeschnitzerei entwickelte sich in der frühen Edo-Zeit. Bevorzugtes Material waren Hölzer, Elfenbein, Hirschhorn, gelegentlich auch Wal- oder Walrosszähne sowie, für gewisse Details, Schmucksteine aller Art, Perlmutt und Schildpatt. Die Fantasie kannte keine Grenzen und brachte einen fast unerschöpflichen Reichtum an Motiven hervor: Figuren aus Mythen und Legenden, Glücksgötter, Dämonen, Geister, Alltagsszenen mit Groß und Klein, Landschaften, Tiere, Früchte, Pilze, Blumen, Erotisches, Skurriles, Absurdes usw. usf. Alles war möglich – sofern sich ein Meister der Kunst ans Werk machte. Manche Künstler entwickelten einen unverkennbaren Stil, begründeten Schulen und waren so berühmt, dass ihre Schöpfungen von bezaubernder Schönheit ungeniert kopiert wurden. Was ein Original ist oder eine Imitation, lässt sich oft nicht einfach feststellen. Um die Jahrhundertwende der Meiji-Zeit verdrängte westliche Kleidung den traditionellen Kimono immer mehr aus dem Alltag. Während in Japan mit dem Verschwinden des Kimonos auch die Nachfrage und mit ihr das Interesse an den Netsuke schwand, hielt sich im Ausland eine verschworene Liebhaber- und Sammlerszene, für die eigens produziert wurde. Durch den Export verlor der praktische Nutzen der Netsuke jedoch an Bedeutung. Um so mehr zählte nun ihr künstlerisch-ästhetischer Wert. Obwohl sie schon seit langem nicht mehr »gebraucht« werden, faszinieren diese filigranen, charmanten Skulptürchen mit ihrer ureigenen Ausstrahlung bis heute. So könnte es durchaus sein, dass eines schönen Tages Inrō und Netsuke auf den Catwalks der Welt als Accessoire zu japanisch inspirierter Mode ein Comeback erleben – wer weiß? Max Georges Ritter und seine Sammlung Max G. Ritter war der Sohn des ersten Schweizer Gesandten in Japan, Paul Ritter. Er wurde 1902 in Yokohama geboren, heiratete eine Japanerin und gründete eine Firma, die auf den Export Schweizer Präzisionsmaschinen nach Japan spezialisiert war. Als Kind bekam Max von seinem Großvater ein Netsuke geschenkt – den auf etwas (vermutlich ein Nackenkissen) herumbeißenden jungen Hund. Damit begann eine Leidenschaft, die ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen sollte und uns in Gestalt dieser Sammlung erhalten geblieben ist. Online-Katalog Der Online-Katalog ist eine peu à peu überarbeitete bzw. ergänzte Version des gedruckten Katalogs, nur ohne Impressum, Vorwort und Bibliografie. Natürlich wird auch bei Hinweisen auf fragliche oder gar falsche Angaben der Katalog entsprechend geändert. Bedanken möchte ich mich bei Seiji Konita für wertvolle Infos zu Netsuke Nr. 25. Viel Vergnügen! Literatur Folgende Liste beschränkt sich auf eine Auswahl guter Bücher über Netsuke. Die Werke von Brockhaus, Bushell, Davey und Lazarnick sind legendäre, unentbehrliche Klassiker; doch der schön gestaltete Band von Goodall et al. mit exzellenten Fotografien und einer Fülle auch wissenschaftlich fundierter Informationen setzt zweifellos einen neuen Standard in der Netsuke-Literatur.
Technische Details Sämtliche Netsuke der Sammlung wurden von einer Fujifilm-Kamera (X-T3) mit Fujinon-Objektiv (XF 80) fotografiert, die RAW-Daten bearbeitet und exportiert von Capture One Pro. Für das Layout war Affinity Publisher zuständig. Kontakt Anfragen, Hinweise, Anregungen sind willkommen: te@mount‑sushi.com Copyright © 2022 Text & Fotografie: Thomas Eggenberg |